Es soll eine der zehn schönsten Tageswanderungen der Welt sein. Das heisst auch, dass man den Weg einfach gehen
muss, wenn es denn möglich ist. Limitierende Faktoren sind das Wetter und die eigene körperliche Fitness. Beim
Wetter hatten wir Glück, genau wie gefühlt tausende andere Wanderer. Die Fitness muss reichen, um auf einem
gut ausgebauten Weg eine längere Strecke und einige Höhenmeter zu schaffen. Bis zum Beginn des Weges fahren
Shuttle-Busse, da auf dem Parkplatz, dem sogenannten Carpark,
nur für maximal vier Stunden geparkt werden darf. Und das wird auch sehr
genau überwacht. Diese Shuttle-Busse holen ihre Kunden auch wieder am Ende des Weges ab. Man muss nur bis
spätestens 18 Uhr ankommen, sonst kann es teuer werden. Je nachdem, wieviel Zeit man sich für den Weg gönnen
möchte, muss man entsprechend früh losgehen. För uns hiess es, den Shuttle-Bus um 7 Uhr ab Haltestelle in
Tongariro National Park Village zu nehmen. Praktisch sind wir kurz vor 8 Uhr losgegangen und um 16 Uhr am Zielparkplatz
angekommen. Unser Bus hatte Platz für 36 Personen, die zunächst an mehreren Haltestellen im Village eingesammelt wurden.
Der Weg zum Carpark ist ab der Hauptstraße eine enge Schotterpiste. Vor uns sind schon einige andere angekommen
unter denen sich einzelne auch in privaten Autos hinbringen liessen. Natürlich gibt es am Carpark eine Toilette und
natürlich auch eine Warteschlange davor.
Der Weg durch den gelben Krater
Wir werden Teil einer Massenbewegung. Das kommt nicht überraschend, denn es ist ein wunderschöner Tag
nach einer längeren Schlechtwetterperiode. Bei entsprechender Bewölkung gibt es keine Touren bzw.
es fahren keine Shuttle-Busse.
Der Anfang des Weges ist moderat mit leichten Aufstiegen über Stufen gefolgt von Holzbohlenwegen über
sumpfiges Gelände. Rechts zeigt sich der Berg des Schicksals (Herr der Ringe!) in seiner ganzen
Schönheit. Wir halten den Druck der hinter uns gehenden aus und machen ab und zu eine Pause, um die
Landschaft zu geniessen und die Schnellgeher überholen zu lassen. Der Weg führt jetzt weiter bergan und
wird steiler. Treffenstufen erleichtern das Gehen. Der erste Krater auf den wir treffen ist der Große Krater.
Wir durchqueren ihn auf einer ebenen festen Oberfläche und wenig Vegetation. Der Aufstieg zum Roten Krater
ist durch die menschliche Perlenkette markiert. Es geht wieder steiler hinauf. Treppenstufen und Halteseil bzw.
-kette helfen bei der Überwindung eines kletterigen Abschnitts. Es sind danach nur noch wenige Meter bis
zum höchsten Punkt der Tour und der Rote Krater liegt vor uns in seiner ganzen Schönheit. Dazu kommt wie
schon oft voher der Blick in die Ferne auf das weite Land zu unseren Füssen.
Danach beginnt der Abstieg bei dem wir die Emerald Lakes passieren. Der erste Wegteil des Abstiegs
vom höchsten Punkt ist extrem rutschig wegen des hier lockeren Bodens und des Gerölls. Jetzt tauchen
die ersten Rauchschwaden vulkanischer Aktivität aus Bodenspalten auf. Auch der weiter hinten liegende
neue Krater, dessen letzter Ausbruch in 2013 war und der für Wanderer gesperrt ist, zeigt es uns.
Der weitere Abstieg führt zum Blauen See. Die Vulkanlandschaft bietet das Bild, das wir erhofft hatten.
Vor uns taucht beim Weitergehen hinten am Horizont Lake Taupo auf und wir erkennen auch den auf den
entgegengesetzen Seite liegenden Mount Tauhara, den wir erst vor wenigen Tagen bestiegen hatten. Es ist
wahrlich heute eine tolle Aus- und Weitsicht.
Der Abstieg zieht sich jetzt. Die abwechslungsreichen Bilder fehlen. Es ist Gras- und Buschland im Blick nach vorn.
Der recht lange letzte Wegabschnitt kommt hauptsächlich durch die Serpentinen zustande. Am Ende föhrt
der Pfad auf den letzten 3,5 km durch lieblichen Regenwald. Aber eigentlich wollen wir jetzt nur noch am
Carpark ankommen und können es nicht mehr richtig geniessen.
Fazit: Es war ein unvergesslicher Tag trotz der zu vielen Menschen auf dem Weg. Wer Einsamkeit sucht muss
woanders gehen. Wer aber eine einzigartige Vulkanlandschaft erleben will, dem ist die Tour zu empfehlen.
Es gab bei den Mitläufern vereinzelt Ausraster, wie z.B. die Frau, die mit aufgedrehtem
Ghettoblaster unterwegs war oder die Drohnenflieger oder die Wildpinkler, die es trotz reichlicher Toilettenstationen
gab. Zu vielen war der Wunsch "don't leave the track" anscheinend auch scheissegal. Ich würde es
unterstützen, wenn der Weg geschlossen und vielleicht nur noch einer kleineren festen Anzahl von
Menschen der Zugang ermöglicht wird. Trotz allem, wer den Weg gehen möchte sollte ausdauernd sein. Schutz
gegen die Sonne, der man auf dem ganzen Weg nicht entkommen kann, ist wichtig. Gutes Schuhwerk tut ein Übriges
für eine heile Ankunft.
Eine Tourbeschreibung findet man in der
Dokumentation des DoC als Tongariro Alpine Crossing. Im Whakapapa Visitor Centre gibt es aktuelle Information
zu den Wetterbedingungen und auch Tickets für die Shuttle-Busse. Auch die Ausstellung zur Geschichte der
Vulkane ist sehenswert.