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Neuseeland Südinsel
Blog 2015


Tag 8 Montag: St. Arnaud

Beim Frühstück saßen wir neben einer Gruppe von Russen - Harley Davidson Club Ekaterinenburg, wenn man den T-Shirts glauben darf: sechs Maschinen, sechs mehr oder weniger übergewichtige Männer, sechs dünne, junge Frauen, komplett ausgestattet mit Harley Davidson Merchandise Klamotten. Unsere gesammelten Vorurteile - laut, neureich, prollig, die Frauen tussig, wurden bestätigt. Zum Glück sind sie direkt wieder abgereist.
Blick auf Lake Rotoiti und St. Arnaud vom Mount Robert
Blick auf Lake Rotoiti und St. Arnaud vom Mount Robert
Wir machen uns auf den Weg zu unserer ersten richtigen Wandertour: auf den Mount Robert, den Hausberg von St. Arnaud. Der Weg war insgesamt gut zu gehen und eindeutig ausgeschildert. Die Klassifizierung der Neuseeländer dazu ist: tramping track (experienced, challanging, suitable for people with good fitness, survival skills required). Das erscheint uns hinterher übertrieben. Die Rother-Einstufung "Schwierigkeitsgrad mittel" passt besser.
Die Tour ist sehr zu empfehlen. An dem schönen Tag, den wir hatten, gab es bis auf das letzte Wegdrittel immer wieder schöne Aussichten auf St. Arnaud und die Arnaud-Range und alles andere, was in einem 180-Grad-Rundblick auftauchte. Der Blick ins Land war geschätzt heute mehr als 50 km weit. Obwohl es nicht heiß war (21 Grad) und ein großer Teil des Weges durch Wald ging, ist die Sonne nicht zu unterschätzen.
Der Weg selbst führt anfangs durch Birkenwald, nach der Baumgrenze über Grasflächen und auf dem Rückweg durch Manuka-Wälder. Obwohl hier der Kiwi leben soll (der Vogel) haben wir keinen zu Gesicht bekommen. Dafür viele andere flugfähige Vögel.
Am Ende der Tour waren wir erschöpft, aber nicht erschlagen. Auf dem Rückweg konnten wir noch unsere gute Tat des Tages vollbringen und zwei jungen Frauen aus Deutschland eine Mitfahrgelegenheit zu ihrem Camping-Platz bieten. Sie sind seit drei Monaten auf einer Work-and-Travel durch Neuseeland und haben noch drei Monate vor sich. Heute hatten sie sich eine Wanderung rund um den See gegönnt.


Tag 9 Dienstag: St. Arnaud

Der Tag heute ist zweigeteilt: vormittags kayaking auf dem Lake Rotoiti und nachmittags tramping auf dem Loop Track in der Rotoiti Nature Recovery Project Area.
Auf dem Loop Track
Auf dem Loop Track
Das Kayaking war diesmal ohne Guide in Einer-Kayaks. Catherina musste selber paddeln. Der Vermieter kam zur Halbzeit mit seinem Water-Taxi vorbei, um zu kontrollieren, ob wir noch die Schwimmwesten anhaben. Wir hatten sie natürlich an, andere hatten sie anscheinend bereits abgelegt und wurden entsprechend verwarnt. Das Paddeln war gemütlich mit schöner Sicht auf die Berge und nach zwei Stunden vorbei.
Nach einer kurzen Mittagspause nahmen wir den Loop-Track in Angriff. Die Besonderheit dieses Tracks ist, dass er durch die Rotoiti Nature Recovery Project Area führt. Das ist ein Gebiet, in dem alle eingeschleppten Raubtiere wie Possums, Ratten, Wiesel, Mäuse und Wespen mittels Fallen und Giftködern bekämpft werden. Dadurch sollen nicht nur die einheimischen Vögel geschützt werden, sondern auch die Pflanzen, die sonst gnadenlos abgefressen werden ohne Chance auf Regeneration. Wenn sich die Flora erholt hat, sollen hier wieder einheimische Vögel angesiedelt werden, die bislang nur auf isolierten Inseln am Überleben gehalten werden.
Angeblich soll der Great Spotted Kiwi hier sogar schon leben. Wir haben ihn nicht gesehen, vielleicht weil er nachtaktiv ist. Trotzdem hatte der Weg seine Reize (siehe Foto) und ist eine Empfehlung für eine kleine Runde abseits von den kurzen Spaziergängen, die hier auch angeboten werden.
Insgesamt kann man hier locker mehrere Tage mit unterschiedlichsten Touren und Wassersportaktivitäten verbringen. Für uns geht es morgen weiter.


Tag 10 Mittwoch: St. Arnaud nach Punakaiki

Heute ist Bettenwechsel. Wir fahren entlang des Buller Rivers aus den Bergen an die Küste. Alle halbe Stunde sind wir in einer veränderten Landschaft: Bergseen, Weideland, Schluchten, flaches Küstenland, Felsküste (siehe Foto) mit Seehundkolonie und am Ende die Unterkunft in regenwaldähnlichem (subtropischen) Wald und acht Minuten zu Fuß bis zur Küste. Angeblich soll es hier Pinguine geben.
Felsenküste bei Westport
Felsenküste bei Westport
Die Unterkunft ist mal etwas anderes. Wir haben zum Glück ein Zimmer mit "ensuite bathroom", also das eigene Klo. Die anderen Gäste müssen Toiletten und Waschräume neben der Gemeinschaftsküche nutzen.
Das Spektrum der Bewohner in unserem Haus reicht von bloggender Backpackerin über junge Low-Budget-Reisende bis zu verwirrt wirkenden älteren französischen Touristen. Ist aber alles gar nicht so schlimm. Versorgen müssen wir uns diesmal selbst, aber die Besitzerin verkauft leckeres selbstgebackenes Brot. Noch vier Tage bis zum nächsten Hotel.


Tag 11 Donnerstag: Punakaiki

Am Morgen sind wir mit dem Duft von Muffins und den Geräuschen vom Brotbacken aufgewacht. Das wird hier täglich frisch gebacken und an die Gäste verkauft. Brot hatten wir gestern und es war sehr lecker. Morgen muss unbedingt noch ein Muffin dran glauben. Heute kamen wir leider zu spät.
Subtropischer Regenwald am Prorari-River
Subtropischer Regenwald am Pororari-River
Nun aber zu den wesentlichen Erlebnissen des Donnerstags. Die Pancake-Rocks sind ein Muss. Dementsprechend sind dort auch viele Touristen unterwegs. Ein Highlight sollen dort hochspritzende Fontänen bei Flut sein. Wir hatten zwar Flut, leider kam der Wind aber aus der falschen Richtung und es blieb bei klatschenden Wellen und natürlich den beeindruckenden Felsen, die aussehen wie geschichtete Pfannkuchen. In der Ferne konnten wir noch eine kleine Gruppe Delfine springen sehen. Soweit zur ersten Tageshälfte.
Es folgte eine Wanderung entlang des Pororari-River bis zu einer Swing-Bridge (Hängebrücke) und zurück. Ein sehr schöner Weg durch dichten subtropischen Wald und gemäßigten Regenwald mit Palmen, Baumfarnen usw. - dicht und grün und immer wieder den Blick öffnend auf den Fluß und die Felswände der Schlucht (siehe Foto). Ein wunderschöner abwechslungsreicher Weg. Er ist eine Empfehlung und hin und zurück in etwa zwei Stunden gehbar. Deshalb sind wohl auch viele andere, auch größere Gruppen dort unterwegs.
Den Abschluß des Tages bildete der Gang zu "unserem Strand". Das ist kein Badestrand, sondern er wird durch Sandsteinformationen geprägt, die durch Wasser ausgewaschene bizarre Formen und Höhlen bilden. Baden ist hier wegen der gefährlichen Unterströmung viel zu gefährlich und auch verboten. Wegen des einsetzenden Regens fiel auch das obligatorische "Füsse ins Meer halten" aus. Es war viel zu ungemütlich dafür.


Tag 12 Freitag: Punakaiki nach Arthur's Pass Village

Nach der Erbeutung von einem Muffin (Mango Chock) und einem ganzen Brot frisch aus dem Ofen, nehmen wir Abschied vom Te Nikau Retreat. War echt nett dort und man hat die vielen Leute durch die Verteilung auf die vielen Hütten nicht mitbekommen.
Devils Punchbowl Wasserfall
Devils Punchbowl Wasserfall
An der Küstenstraße gab es noch ein paar nette Blicke auf das Meer und auf die schneebedeckten Gipfel der Südalpen. In Greymouth haben wir noch die Lebensmittel- und Benzinvorräte ergänzt und sind direkt weiter nach Arthur's Pass. Das Aufregendste zwischendurch war eine One-Lane-Bridge, die man sich auch noch mit der Bahn teilen musste, natürlich ohne sichtbare Signale.
Arthur's Pass Village ist nicht der Rede wert. Es ist eigentlich nur ein Unterkunftsstopp für Touris, aber mit eigener Bahnstation. Die Bahn fährt ab hier in einem 8,5 km langen Tunnel weiter nach Greymouth. Dieser wurde 1923 eröffnet. Während des Baus haben die Arbeiter in Arthur's Pass gewohnt. Deren Hütten gibt es zum Teil heute noch.
Wir sind hier in einer richtigen Jugendherberge untergekommen. Das heisst wir haben für uns allein ein Vier-Bett-Zimmer mit Doppelstockbetten und Gemeinschaftsduschen und -klos. Die Küche ist bestens ausgestattet und bis jetzt können wir nicht klagen. Der Ruru-Riesling war nach der Kühlung im Kühlschrank zum Abendbrot noch da und hat sehr gut geschmeckt.
Um das Abendbrot zu verdienen sind wir noch auf einen kurzen Walk zu den Devils Punchball Falls gegangen. Das ist ein steiler Weg von zirka einer halben Stunde über 150 m über größtenteils Holztreppen bis zu einer Aussichtsplattform auf den Wasserfall (siehe Foto). Der Wasserfall selbst fällt über 130 m und sieht schon nett aus .. oder ? Morgen folgt die "richtige" Wanderung. Übrigens ist es hier deutlich wärmer als an der Küste.
Liest uns eigentlich jemand ? Dann schreibt uns doch mal, wie euch der Blog gefällt.


Tag 13 Samstag: Arthur's Pass Village

Der gestrige Abend und heutige Morgen hat unsere Vorurteile gegen eine weitere Nation bestärkt: die Chinesen: Großeltern, Sohn und verzogener Vierjähriger. Bei der Anreise (nach 22 Uhr) verantstalteten sie einen Höllenlärm. Das kleine Monster konnte nicht vom IPad getrennt werden, sonst hat es gebrüllt. Morgens ging es weiter mit Streit, unkoordiniertem Kochen über die gesamte Küche und Lärm für Zehn. Madame war die ganze Zeit am Wirbeln, die anderen sind ab und zu in den Esssaal gekommen um etwas zu sich zu nehmen. Das Blag musste gefüttert werden, weil es den IPad nicht aus der Hand legen wollte.
Vor dem Mount Rolleston
Vor dem Mount Rolleston
Die Tour für unseren Wandertag führt vom Parkplatz Temple Basin am Twin Creek zu einer Skihütte. Es sind 480 Höhenmeter auf einer Strecke von 1,2 km zu bewältigen, d.h. es geht ziemlich steil bergauf. Das Besondere an der Tour ist, daß sie oberhalb der Baumgrenze beginnt und so von Anfang an schöne Aussichten auf Mount Rolleston, Avalanche Peak und Mount Bealey bietet (siehe Foto). Wasserfälle sind wieder reichlich zu sehen. Das Doofe an der Tour ist die Beschaffenheit des Weges: erst steile Schotterstraße, dann Felsen und mit Holzbalken befestigte hohe Stufen, mit Schotter gefüllt.
Auf dem Weg überholt uns eine größere Gruppe des Christchurch Tramping Club, auf dem Weg zu einer höher gelegenen Hütte, 7-8 Stunden nach unserem Ziel, der Skihütte. Sie fragten besorgt, ob wir auch weiter gehen wollten und schienen erleichtert, daß wir bei der Skihütte umkehren wollten. Keine konditionsschwachen Touris, die gerettet werden müssen!
Trotzdem hatten wir am Ende der Tour noch nicht genug und nahmen die Gelegenheit für eine kurze Anschlußrunde wahr: Der Dobson Nature Walk (durch einen alpinen Garten) und der anschliessende Lake Misery Track durch Sumpflandschaft und einen fast ausgetrockneten See. Zum Glück ausgetrocknet, denn sonst wären die Stege, die den Weg bilden unter Wasser.


Tag 14 Sonntag: Arthur's Pass Village nach Franz Josef Village

Jetzt geht es von der Jugendherberge zur 5-Sterne-Unterkunft. Abschliessend betrachtet war Arthur's Pass YHA Mountain House gut, aber eng mit wenig Komfort und eher unpersönlicher Führung des Hauses.
Franz Josef Glacier
Franz Josef Glacier
Beim letzten Look-out kurz nach Arthur's Pass bekommen wir doch noch einen Kea zu sehen, auch wenn er etwas weiter weg auf dem Felsen sitzt. Die Strecke führt wieder ans Meer und dann nach Süden und ist eher unspektakulär. Die hohen Berge, die wir gern sehen möchten, verstecken sich immer hinter Wolken. Es geht durch flaches Land bis Franz Josef Village. Mount Cook ist nicht zu sehen. Der Gletscher schon.
Das gebuchte 4-Sterne-Hotel Scenic Hotel Franz Josef sah ja schon ganz gut aus. Doch dort sagte man uns, daß wir mit einem Upgrade bedacht wurden (wir wissen nicht warum) und sind jetzt in einem 5-Sterne-Hotel Te Waonui Forest Retreat untergebracht. Zur Begrüßung erschien ein Maori in traditioneller raschelnder Bekleidung (oben ohne bis auf Federn im Haar) zum Gepäcktransport. Catherina war es etwas peinlich, als er auch ihren Plastikbeutel mit Schmutzwäsche griff. Unser Zimmer war noch nicht fertig, deshalb wurden wir von einer jungen Maori in traditioneller raschelnder Bekleidung (oben u.a. mit Possumfell) mit einem kühlen Kiwi-Saft und heißen Tüchern begrüßt und zum Warteplatz in der Hotellounge gefüht. Etwas später führte sie uns auch in unser Zimmer und unser Gepäck kam etwas später nach. Das Hotelzimmer ist schon sehr nett mit zwei großen Kingsize Betten. Hier können wir es fünf Tage aushalten.
Der Tag war noch jung und mit dem Wissen, daß das Wetter schlechter werden soll, sind wir heute gleich zum Gletscher. Das heißt, mit dem Auto zum Auto- und Busparkplatz und mit der Touri-Schwemme zum wenige Minuten entfernten Aussichtspunkt mit Gletscherblick, danach mit einer kleineren Touri-Menge durch das Flußtal bis kurz vor die Gletscherzunge (siehe Foto), ein Weg von 1,5 Stunden hin und zurück. Am Ende des Weges wird man sehr deutlich auf die Gefahren bei Verlassen des Weges hingewiesen durch Zeitungsberichte über die Todesfälle der letzten Jahre. Fazit: Das ist hier ein richtiger Touri-Ort.